Artist Index: Kotzebue, August von

Kotzebue, August von, Schriftsteller und Publizist, der führende Bühnenautor seiner Zeit, in Wien, St. Petersburg, Königsberg und Reval am Theater, in Rußland auch in hohen Staatsämtern (1761-1819). Eigh. Engagementsvertrag mit zweimaliger Unterschrift "A. v. Kotzebue". 1 S. Doppelblatt mit russischem Stempel und 2 Siegeln. Gr. folio. Reval 30.X. und 16.XI.1812.
Vertrag Kotzebues als Theaterdirektor mit dem "Maschinisten" Egrée als Bühnentechniker für das Revaler Theater von 1.III.1813 bis 1.III.1814. Auch Egrées Familie wird mit engagiert, seine Frau für Nebenrollen und Statisterie, sein Kind für die ihm angemessenen Kinder-Rollen. "... Wogegen ihm die Direction einen jährlichen Gehalt von 1000 Rubel B. A. in wöchentlichen Ratis prompt zu zahlen, auch die freye Wohnung im Theater und 100 R. Reisegeld verspricht ...". 16 Tage später wird ein ebenfalls von Kotzebue unterschriebener und gesiegelter Nachtrag angefügt, in dem Frau und Kind des Maschinisten aus diesem Vertrag herausgelöst werden, nachdem Egrée wohl verlangt hatte, dass sie, wenn sie im Theater beschäftigt werden, auch separat honoriert werden müßten. - Auf der leeren Rückseite des zweiten Blattes stärker angestaubt.

Kotzebue, August von. Die jüngsten Kinder meiner Laune. 6 Bände. Mit 6 gestochenen Frontispices. 17 x 10 cm. Halbleder d. Z. (gering berieben) mit RVergoldung und je 2 goldgeprägten farbigen RSchildern (eines mit kleinen Fehlstellen). Leipzig 1810.
Vgl. Goedeke V, 277, 34. – Unfirmierter Nachdruck der ersten Ausgabe, die von 1793 bis 1797 bei Kummer in Leipzig erschien. – Frontispiz und Titel von Band I im unteren Rand beschnitten. Wohlerhaltene, dekorativ gebundene Reihe.

Kotzebue, August von. Theater. 56 Teile in 28 Bänden. Mit 56 gestochenen Frontispices. 15 x 9 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben, 10 Gelenke angeplatzt) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel sowie den Besitzerinitialen "A. C." im unteren Rückenfeld. Wien, Anton Doll, 1810-1820.
Goedeke V, 284, 156. – Erste Ausgabe. "Kotzebue, der mehr als 230 Stücke, daneben zahlreiche Romane, Prosastücke, Reisebeschreibungen, autobiographische und historische Schriften und Aufsätze verfaßte, war der in Europa am meisten gespielte Dramatiker des 19. Jahrhunderts. Die Ursachen für Kotzebues Publikumserfolg dürften in seiner - bereits von Goethe anerkannten - Beherrschung bühnenwirksamer Mittel, in der geschickten Handlungsführung und der Wahl populärer Stoffe liegen. ... (Seine) kaum noch gespielte Stücke sind zunehmend zum Gegenstand sozialgeschichtlich orientierter Trivialliteraturforschung geworden" (Killy VI, 509f.). – Etwas braun- und stockfleckig sowie wasserrandig, einige Tafeln mit Einriss, Titelblätter mit Namensstempel. Dekorative Reihe.

Goethe sitzt auf seinem Thron und murmelt ...
Goethe, J. W. v. - (Kotzebue, August von). Expectorationen. Ein Kunstwerk und zugleich ein Vorspiel zum Alarcos. 56 S. HPergament des späten 19. Jahrhunderts (Ausschnitt mit Titel und Impressum der OBroschur auf dem hinteren Innenspiegel montiert) mit 2 RSchildern. (Berlin, Johann Friedrich Unger) 1803.
Goedeke IV/2, 277, 61. Kippenberg I, 1407. Holzmann-Bohatta II, 2685. – Erste Ausgabe der wohl August von Kotzebue zuzuschreibenden amüsant-bösen Pasquille gegen die "Verhimmelung Goethes durch Falk und die beiden Schlegels" (Kippenberg). Das Personenverzeichnis weckt die Erwartungen des Lesers auf ein fulminantes Gerangel um die Gunst des Dichterfürsten. Es treten auf: "Göthe, der Grosse! Falck, der Kleine. A. W. Schlegel, der Wütende. Fr. Schlegel, der Rasende. Mehrere stumme, gekochte und gebratene Personen". In Anspielung auf die medizinische Bedeutung der "Expectoration" (Auswurf) ist der Verfasser sich auch nicht zu schade, die drei Günstlinge buchstäblich Goethes Spucke vom Fußboden "auflecken" zu lassen (Seite 13). – Vereinzelte Stockflecken. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar, gedruckt in der berühmten Unger-Fraktur. - Selten.

Kotzebue, A(ugust) v(on). Die jüngsten Kinder meiner Laune. 6 Bände. Mit 6 gestochenen Titelvignetten von Geyser u. a. 16,5 x 10 cm. HLeder d. Z. mit RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Leipzig, Paul Gotthelf Kummer, 1793-1797.
Goedeke V, 277, 34. – Erste Ausgabe der umfangreichen Sammlung. – Etwas braunfleckig, Seitenschnitt von Band IV mit Tintenfleck. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar aus der Fürstlich-Starhembergschen Familienbibliothek Schloss Eferding, mit entsprechenden Stempeln auf dem fl. Vorsatz. Dekorative Reihe. – Dabei: Derselbe. Die neuesten Kinder meiner Laune. Ein Seitenstück zu den jüngsten Kindern meiner Laune. 378 S., 1 Bl. Frankfurt, Gebhard und Körber, 1803. - Identisch gebundener Schlussband der Reihe.

(Kotzebue, August von). Doctor Bahrdt mit der eisernen Stirn, oder Die deutsche Union gegen Zimmermann. Ein Schauspiel in vier Aufzügen von Freyherrn von Knigge. 1 Bl., 92 S. Mit gestochener Titelvignette von Lips. 18 x 11 cm. Neuerer HPergamentband mit goldgeprägtem RSchild. (Leipzig, Barth) 1790.
Vgl. Goedeke V, 276, 19. Hayn-Gotendorf III, 588. VD18 14679574. – Im gleichen Jahr wie der Dorpater Erstdruck erschienene Leipziger Ausgabe. Eines der bösartigsten und stellenweise obszönen Pamphlete des 18. Jahrhunderts: "Die Invektiven gegen Campe, Boie, Lichtenberg, Nicolai, Knigge und andere provozierten einen Skandal, der eine der Ursachen war, daß Kotzebues dramatisches Werk trotz seiner großen Popularität von der zeitgenössischen Kritik nicht nur mit Geringschätzung, sondern auch mit dem Vorwurf der Unmoralität bedacht wurde" (Killy). "Dies Stück und die Untersuchung, die darauf folgte, ... machte ihn aber auch so verrufen und verächtlich, daß die Flut von Stücken und Schriften, die er seitdem ausgoß, den Makel nicht von ihm waschen konnte" (Goedeke). Die Titelvignette zeigt - ineinandergreifend - die Klaue eines Adlers mit der Tatze eines Bären. – Schwach braunfleckig, sonst wohlerhalten. Unbeschnittenes Exemplar aus der Bibliothek Emanuel Stickelberger, mit dessen Exlibris auf dem Innenspiegel.

Schlegel, Friedrich. - Kotzebue, A(ugust) v(on). Der hyperboreeische Esel oder Die heutige Bildung. Ein drastisches Drama, und philosophisches Lustspiel für Jünglinge, in einem Akt. 58 S., 3 Bl. (Errata, die letzten 2 weiß). Mit gestochener Titelvignette. 16 x 10 cm. Marmorierter HLederband d. Z. (gering berieben) mit floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Paul Gotthelf Kummer, 1799.
Goedeke V 279, 58. – Erste Ausgabe der bissigen Satire auf die Romantiker, speziell auf Friedrich Schlegel. Die Hauptfigur, Karl von Berg, spricht nur Sätze aus dessen gerade erschienenen Skandalroman Lucinde. "Das Werk zeugt von der uneingeschränkten, blinden Verdammung der romantischen Schule und dem blanken Unverständnis des Autors insbesondere der Schlegelschen Ästhetik und Philosophie gegenüber" (KLL). August Wilhelm Schlegel konterte daraufhin mit der Ehrenpforte. – Vereinzelte leichte Stockflecken, Titel mit kleiner Ziffernsignatur im oberen Rand, Seite 9/10 mit kleinem Loch im weißen Bug. Vorsätze schwach leimschattig. Sonst wohlerhalten. Dekoratives Bändchen.

Kotzebue, August von. Kurze und gelassene Antwort auf eine lange und heftige Schmähschrift des Herrn von Masson. 111 S. 20,5 x 15 cm. Interimsumschlag. Berlin, Johann D. Sander, 1802.
Goedeke V, 281, 77. – Erste Ausgabe. Ironisch-zynische Rechtfertigungsschrift gegen Charles François Philibert Massons Lettres d'un Français à un Allemand, servant de réponse a Mr. de Kotzebue (Paris, Levrault, 1802), der sich auf Kotzebues Schrift Das merkwürdigste Jahr meines Lebens über die Deportation und das Exil Kotzebues in Russland bezog. – Unbeschnittenes und unaufgeschnittenes Exemplar in gehefteten Lagen, daher außergewöhnlich breitrandig und frisch, kaum angestaubt. – Beigegeben: Derselbe. Die Organe des Gehirns. Ein Lustspiel in drey Akten. 1 Bl., 142 S. Lädierte Broschur d. Z. 18 x 11 cm. Leipzig, Paul Gotthelf Kummer, 1806. - Titel gestempelt. Stärkere Gebrauchsspuren, unbeschnitten.